Gedanken zu Spaltung und Polarisierung

Woher kommt die Spaltung und Polarisierung?

Die Beantwortung dieser Frage muss vielerlei Faktoren einbeziehen. Deshalb beginne ich sie mit einer Gegenfrage: Was spricht dagegen, dass ein/e Grün-Wähler/Wählerin und ein/e FPÖ-Wähler/Wählerin befreundet sind? Die einfache Antwort auf diese Frage ist: nichts. Absolut gar nichts. Genauso wenig spricht etwas gegen Freundschaften von Türkinnen/Türken mit Österreicherinnen/Österreichern, von Chinesinnen/Chinesen mit Russinnen/Russen, von Syrerinnen/Syrern mit Deutschen, von Grün-Wählerinnen/Wählern mit SPÖ-Wählerinnen/Wählern, ÖVP-Wählerinnen/Wählern mit NEOS-Wählerinnen/Wählern und so weiter und so fort. Es wird uns nur immer wieder suggeriert, dass etwas dagegen spricht. Und das ist gleichzusetzen mit Spaltung.

Faktoren, die zu Spaltung und Polarisierung führen


Wie bereits erwähnt gibt es so einige Faktoren, die zu Polarisierung und Spaltung in der Gesellschaft beitragen. Hier folgt eine kurze Aufzählung von vier Hauptfaktoren:
  1. Berichterstattung der Medien
  2. Aussagen von Politikerinnen/Politikern
  3. Aussagen von Personen des öffentlichen Lebens
  4. Das Internet

Ad 1. Berichterstattung der Medien


Wie die mediale Berichterstattung spalten kann, lässt sich am besten anhand konkreter Beispiele erklären. Dabei geht es primär um die Wortwahl in Artikeln, die oft darauf abzuzielen scheint, die Gedanken der Leserinnen und Leser in eine bestimmte Richtung zu lenken. Das fällt unter den Begriff "Framing". Ein konkretes Beispiel für Framing ist die Wortwahl "Verschwörungstheorie" beziehungsweise "Verschwörungstheoretikerin/Verschwörungstheoretiker". Anstatt bei derart bezeichneten Themen nüchtern die Fakten zu betrachten, wird pauschal mit dem Begriff "Verschwörungstheorie" um sich geworfen. Damit wird folgendes bewirkt: will jemand, zum Beispiel im Freundeskreis, ein Thema mit dem Label "Verschwörungstheorie" ansprechen, wird die Person, welche die Thematik anspricht, im besten Fall milde belächelt oder - schlimmer - als "Verschwörungstheoretikerin/Verschwörungstheoretiker" bezeichnet, die/der nicht zwischen Fakten und vermeintlichen Falschnachrichten (Fake News) unterscheiden kann. Damit ist schon mal ein kleiner Keil zwischen die vermeintlichen "Verschwörungstheoretikerinnen/Verschwörungstheoretiker" und deren Freundinnen/Freunde getrieben.
In diesem Blog sollen in Zukunft Beispiele aus den Medien, die sich des Framings schuldig machen - sei es nun mit voller Absicht oder unbewusst - gesammelt werden, mit dem Ziel, zu verhindern, dass sich Menschen dadurch polarisieren oder spalten lassen.

Ad 2. Aussagen von Politikerinnen und Politikern


Auch viele Äußerungen des politischen Alltags gießen gezielt Öl ins Feuer und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zu gesellschaftlicher Spaltung und Polarisierung. Diese Äußerungen kommen aber nicht, wie oft suggeriert wird, von einer politischen Seite, sondern von allen Seiten, egal ob von rechts oder links. Das macht es noch wichtiger, sich davon nicht beeindrucken und spalten oder aufhetzen zu lassen.

Ad 3. Aussagen von Personen des öffentlichen Lebens


Auch diverse Stars und Sternchen wissen ihre Berühmtheit immer wieder gekonnt einzusetzen, um die Polarisations- und Spaltungsglut zu schüren. Dank Plattformen wie Twitter erreichen sie, genau wie Politikerinnen/Politiker, viel mehr Menschen und das auch noch viel schneller als vor dem Zeitalter des Internets.

Ad 4. Das Internet


Nicht zuletzt spielt das Internetzeitalter eine große Rolle. Der Informationsfluss ist schneller geworden, Nachrichten sind online leichter zugänglich als in Zeiten, in denen die Menschen noch mehr auf gedruckte Nachrichten angewiesen waren, um sich zu informieren. Dadurch kann sich jedermann und jederfrau noch schneller Meinungen über Menschen bilden, die sie gar nicht persönlich kennen. Darin liegt eines der größten Probleme begründet. Ohne ein persönliches Treffen, ohne einen persönlichen Dialog mit betreffenden Personen geführt zu haben, werden unqualifizierte, faktenbefreite Meinungen in Online-Foren abgegeben.

Nicht allein durch das Internet, aber zu einem großen Teil genau aus diesem Grund, geht der Respekt in Diskussionen verloren. Oftmals brechen wegen Kleinigkeiten die sogenannten Shitstorms über eine Person herein, die nicht selten aus wüsten Beschimpfungen und persönlichen Angriffen bestehen.

Wo ist die Diplomatie geblieben?


Zurecht lässt sich die Frage stellen, wo die hohe Kunst der Diplomatie geblieben ist. Medien, Politiker/Politikerinnen, Künstler/Künstlerinnen (nicht alle, aber viele und sehr einflussreiche) stellen sich explizit auf eine Seite. Dieses "Auf eine Seite-Stellen" wird medial und durch Politikerinnen/Politiker befeuert, indem eine Einteilung in politisch "rechts" und "links" erfolgt. Das führt schon einmal zu einer Grundspaltung in zwei politische Lager, die absolut unnötig ist. Es sollte in erster Linie darum gehen, was für das Zusammenleben der Menschen vernünftig und gut ist, was den Frieden wahrt, was jeder Person in einem Staat die Grundrechte sichert. Ob das dann "rechts" oder "links" ist, ist unerheblich. Zumeist sind die Forderungen der Lager ohnehin gleich oder zumindest ähnlich. Ein Beispiel ist das Thema "Migration". Weder wird ein vernünftiger "Linker" für illegale Migration sein, noch wird ein vernünftiger "Rechter" dafür sein, niemanden mehr in das Land zu lassen. Vorwürfe, dass dem so ist, spalten die Lager und zerstören die Diskussionskultur. Dabei geht es dann nicht mehr darum, Probleme beim Namen zu nennen und zu versuchen, sie gemeinsam zu lösen, sondern nur um das Anpatzen des politischen Gegners, mit dem Ziel, Wahlstimmen zu lukrieren.

Für Politikerinnen/Politiker, Prominente und Journalistinnen/Journalisten zum Abschluss eine große Bitte: geht mit der Verantwortung, die ihr als Repräsentantinnen/Repräsentanten der Gesellschaft habt, sehr vorsichtig um. Falsche Worte oder falsche Bilder können zu unerwünschten Effekten führen und mit diesen Effekten meine ich Spaltungen und Polarisierung in der Gesellschaft.

An uns "normale" Bürger richte ich folgenden Appell: lasst euch nicht manipulieren. Hinterfragt, was euch in den Medien präsentiert wird. Nehmt nichts für bare Münze. Lasst euch keine Vorurteile einpflanzen.

Es gilt, immer zu differenzieren. Sich nicht anhand medialer Berichterstattung eine Meinung über Personen zu bilden, die man nicht einmal im Ansatz persönlich kennt, sondern die diversen Narrative zu hinterfragen.

P.S.: Mein Aufruf an alle Wählerinnen/Wähler, Medienkonsumentinnen/Medienkonsumenten ist, bei der medialen und politischen Spaltung und Polarisierung nicht mitzumachen, unabhängig davon, was man wählt. Wenn Wählerinnen/Wähler einer Partei die Wählerinnen/Wähler einer anderen Partei quasi bekriegen, sich als "Gutmenschen", "Rechtsextreme", "dumm", "anstandslos" oder "unvernünftig" beschimpfen, dann ist das erreicht, was allem Anschein nach - von wem auch immer - gewollt ist: die Gesellschaft ist polarisiert und gespalten.

P.P.S.: Mein Aufruf an Politikerinnen/Politiker, Journalistinnen/Journalisten oder andere Personen des öffentlichen Lebens: sollte ich in diesem Blog etwas von Ihnen aufgreifen, um es zu kritisieren, meine Meinung dazu zu schreiben, ergänzende Fakten anzuhängen, dann freue ich mich über eine Kontaktaufnahme Ihrerseits. Auf diesem Blog lege ich wert darauf, auf jedwede spaltende oder polarisierende Sprache zu verzichten. Deshalb wird von mir nie von "Lügenpresse" oder ähnlichem zu lesen sein, denn ich setze auf respektvollen Dialog. Aus demselben Grund werden auch persönliche Zuschreibungen wie "Verschwörungstheoretiker/Verschwörungstheoretikerin" nicht vorkommen.

P.P.P.S.: Generell ist jede/jeder, die/der einen Beitrag gegen Spaltung und Polarisierung leisten möchte, dazu aufgerufen, mich zu kontaktieren. Zu diesem Zweck findet sich beispielsweise meine Mail-Adresse im Impressum. Wenn jemand anonym oder auch mit Erwähnung des Klarnamens einen Beitrag im Internet veröffentlicht sehen will, dann freue ich mich auch über allerlei Texte, die mir gerne - am liebsten via Mail - zugeschickt werden können. Ich stelle sie dann gerne online. Allerdings sollten sie einen konstruktiven Beitrag gegen Spaltung und Polarisierung leisten und niemanden verunglimpfen, egal wie verunglimpfenswert etwas oder jemand erscheinen mag.

Lesehinweis zum Abschluss: Beim Schreiben von Texten läuft man immer wieder Gefahr, unbeabsichtigt zu pauschalisieren. Deshalb gebe ich zum Abschluss den wichtigen Hinweis, dass ich niemals pauschal ALLE Angehörige einer bestimmten Gruppe meine. Nicht ALLE Politiker/Politikerinnen tätigen spaltende oder polarisierende Aussagen. Nicht ALLE Medien tun es. Es passiert auch nicht immer mit Absicht. Niemals sollten pauschal alle Zugehörige einer Gruppe angegriffen werden für die Fehler, die ein Teil von ihnen macht.   

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