Die moralische Selbstüberhöhung

Das ist nur eine Geschichte. Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig, ebenso wie Ähnlichkeiten mit lebenden Personen. Alles ist rein erfunden, nur Fiktion, reines Geschichtenerzählen mit gesellschaftskritischen und satirischen Elementen. Ich hoffe, dieser "geschwurbelte Unsinn" ist halbwegs gelungen. Viel Spaß beim Lesen.

 

Die Idee

Eines Tages keimte die Idee in ihm auf, mitgestalten zu wollen. Sich nicht mehr dauernd über Regelungen zu beschweren, sondern diese selbst mitbestimmen zu können. Deshalb führte ihn sein Weg in die Politik. Dort angekommen, wurde seine Tendenz, sich immer um alle kümmern zu wollen, ja gar der Menscheit zu helfen, gesund zu bleiben und noch gesünder zu werden, bestärkt. Notfalls würde er den Kampf für das Gute auch mit drastischen Mitteln führen, wenn die Bevölkerung ihr Glück nicht freiwillig annahm. Allerdings sollte Zwangsbeglückung der allerletzte Ausweg sein. Nur wenn er der Meinung war, dass nichts anderes mehr half, mussten Freiheiten der Menschen, ja sogar Grundrechte, eingeschränkt werden. Er würde dabei immer nur aus der Überzeugung heraus handeln, das Beste für die Menschen zu tun.
Doch eventuell war genau das die Gefahr: Handeln aus vollster Überzeugung, auf der Seite des vermeintlich Guten zu stehen, obwohl dem vielleicht gar nicht so war. Vielleicht begab man sich in eine Art moralischer Selbstüberhöhung? Diese Frage ging ihm nicht durch den Kopf, denn er war nahezu restlos von sich selbst überzeugt. Er hielt es nicht im Mindesten für eine Anmaßung, die Gesundheit der Bevölkerung kontrollieren zu wollen, denn das war ja nur zu ihrem Besten. Diejenigen, denen das nicht bewusst war, musste man eben mit sanftem Zwang mitnehmen. Man konnte nie hundert Prozent an Zufriedenheit erreichen. Das Drittel, das partout nicht mitspielen wollte, musste dann eben zwangsdiszipliniert werden, um das gesellschaftliche Wohl zu erhalten. Das ging über das Wohl des Einzelnen, denn nur im Kollektiv war die Gesellschaft stark. Dass nur ein glückliches, zufriedenes Individuum der Gesellschaft effektiv behilflich sein konnte, ging an ihm spurlos vorbei.
Er hatte auch schon geniale Slogans im Hinterkopf, mit denen sich all seine wunderbaren Ideen umsetzen lassen würden. Zum Beispiel konnte er sagen, dass er auf die Wissenschaft hörte, die nachweislich nur das Allerbeste wollte. Damit konnte er eigentlich nichts falsch machen. Wer der Wissenschaft folgte, war definitiv auf der "guten" Seite.

  Die Bevormundung

Das Problem sind nicht irgendwelche Ideen oder wissenschaftliche Errungenschaften und Erkenntnisse, sondern die Menschen, die anderen diese Ideen und Erkenntnisse per unnötiger Regelungen aufzwingen wollen. Dieser Gedanke mäanderte durch den Kopf eines jungen Mannes, der sich weder mit Politik noch mit Maßnahmen zu einem vermeintlichen mehr an Gesundheit für die Bevölkerung anfreunden konnte.
Unglücklicherweise setzten ihm die Zwangsbeglückungen der Politik und die tagtägliche Beschallung mit unwissenschaftlichem Humbug aus den Leitmedien so sehr zu, dass er kurz davor war, seine Wut über diesen Irrsinn an den Verantwortlichen auszulassen. Daher beschloss er, darüber mit einem Freund zu reden.
"Hallo Michael, wie geht's dir?", fragte dieser ihn an einem lauen Sommerabend in einem Park voller roter Rosen, grüner Platanen und großer Fichten.
"Ganz gut, danke, aber ich möchte was mit dir besprechen", antwortete er. "Und dir?"
"Sehr gut, danke dir", gab Sandro zurück und fügte hinzu: "Was möchtest du denn besprechen?"
"Ach, mir gehen nur diese ganzen blöden Gesundheitsschutz-Maßnahmen auf den Zeiger", begann Michael.
"Mir auch. Es versteht ja kaum noch einer, dass man das alles braucht. Das ist alles?"
"Ehrlich gesagt, nein. Manchmal bin ich dermaßen verärgert, dass ich am liebsten einem Verantwortungsträger oder dessen Berater über den Weg laufen würde, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen."
"Was meinst du mit "zur Rechenschaft ziehen"?", fragte Sandro.
"Einfach mal eine gesunde Watschen zum Beispiel. Obwohl auf Quälerei von Kindern oder Mord durch überzogene Regelungen eigentlich fast schon die Todesstrafe stehen sollte, aber es wäre sicher die größere Strafe, wenn diese Typen mit ihrer Schande leben müssen."
"Dafür müsste aber erst mal rauskommen, dass die alle riesigen Mist gebaut haben", merkte Sandro an.
"Das kommt jetzt eh immer mehr auf", erwiderte Michael. "Komischerweise schaffen sie es trotzdem irgendwie, ihr Narrativ aufrecht zu erhalten. Zumindest teilweise. Das grenzt fast schon an Hexerei."
"Nein, das ist simple Propaganda", sagte Sandro.
"Ich weiß", gab Michael zurück.

Die Entscheidung

In diesem Moment wurde an einem anderen österreichischen Ort eine Entscheidung getroffen. Um die Gesundheit der Gesellschaft auf immer und ewig zu gewährleisten, sollten schützende Kontrollmechanismen für immer bestehen bleiben. Dies einerseits deshalb, weil sich die Mehrheit der Bevölkerung schon an diverse Maßnahmen gewöhnt hatte - insbesondere an dauernde Gesundheitstests -, und andererseits, laut staatlicher Propaganda, um nie wieder Virenausbrüche erleben zu müssen und die Todesrate auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Dass man so zwar nicht schnell starb aber auch nicht wirklich lebte, war gewissen Kreisen allem Anschein nach egal. Sie wollten auf immer und ewig, dass Menschen ihre Gesundheit beweisen mussten, wenn sie am Leben teilhaben durften.
Die übergeordnete Ideologie dahinter war allem Anschein nach, dass man in vermeintlich gefährlichen Situationen Menschen nicht guten Gewissens sich selbst überlassen durfte. Wie illiberal, diktatorisch, autokratisch, bevormundend dieser Gedanke war, wie unmenschlich er war und was für ein abartiges Menschenbild er offenbarte, war den herrschenden Kreisen entweder nicht bewusst oder es war ihnen egal. Manche hatten auch einfach nur Angst, ihre Machtposition aufs Spiel zu setzen, wenn sie nicht zumindest den Anschein erweckten, etwas zu tun, um Menschenleben zu retten. Wer wollte schon als Mörder dastehen?
Zu diesem Zweck mussten natürlich Kritiker an dieser gesundheitstechnischen Bevormundung als Gefahr für die allgemeine Gesundheit dargestellt werden. Wenn das nicht funktionierte, dann wurden sie als Gefahr für die Demokratie dargestellt. War das nicht erfolgreich, spielte man die Karte, ihnen vorzuwerfen, sie seien Schwurbler, Spinner oder Verschwörungstheoretiker. Dass das überhaupt notwendig war, konnte ein gutes Zeichen sein. Dieses System hatte sich noch nicht in der Form verselbstständigt, die sich die geistig ziemlich abartigen Machthaber und Machthaberinnen wünschten. Wenn es das erst einmal dank Dauerpropaganda via Leitmedien gemacht hatte, dann würden Freunde einander fertigmachen, Familien würden sich wegen Nichtigkeiten in die Haare kriegen, anstatt den eigentlichen Feind von außen wahrzunehmen. Zum Teil funktionierte das schon sehr gut, wie die regierungsnahen Datenanalysten anhand Auswertung von Beiträgen in den sozialen Medien herausfinden konnten. Allerdings gab es eine viel zu große Gegenbewegung, die aus unterschiedlichsten Strömungen bestand. Diese Gegenbewegung war insofern vereint, dass sie zu 100 Prozent gegen den Plan war, Gesundheit nicht mehr als Privatsache anzusehen. Dass sie nicht andauernd auf irgendwas getestet werden wollten, obwohl sie gesund waren.

Der Anschlag

Eines Tages spazierte der Mann, der zumindest unbewusst eine Diktatur befürwortete, durch seine Heimatstadt. Dabei begegnete ihm ein junger Mann, der einen sehr freundlichen Eindruck machte. Offensichtlich erkannte dieser Mann ihn, denn er kam auf ihn zu und wollte eventuell mit ihm sprechen, ihn vielleicht loben für seinen Schutz, den er der Bevölkerung zugestand. Schutz vor Krankheit, Schutz vor Katastrophen, Schutz vor dem Tod. Als die Distanz zwischen den beiden so gering wurde, dass sie sich gegenseitig mit den Händen berühren konnten, dachte der Politiker sich noch nichts dabei, denn sie waren ja an der frischen Luft, es war windig, es war Sommer. Da musste man die Abstandsregel nicht so bierernst nehmen. Als er jedoch völlig überraschend eine Faust auf seinem Gesicht spürte, dachte er sich nur: Wo ist mein Smartphone? Ich muss die Polizei rufen. Leider war der Angreifer schon längst ums nächste Eck verschwunden und er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wie er ausgesehen hatte. Da war ein Polizeianruf reine Zeitverschwendung. Besser ein Fausthieb als ein Messerstich, war sein nächster Gedanke. Im selben Moment flog etwa einen Kilometer von ihm entfernt das Parlamentsgebäude in die Luft. Da dort gerade getagt wurde, war die gesamte Bundesregierung auf einen Schlag ausradiert.

Das Nachgespräch

"Gewalt ist nie eine Lösung", sagte sie.
"Absolut. Das hätte nie passieren dürfen. Man kann ja kritisch einer Regierung gegenüber sein, aber ein Anschlag auf das Parlament...?", antwortete ihr Freund.
"Wie sind die Attentäter überhaupt da hineingekomen?", fragte sie.
"Das wird vielleicht auf immer und ewig ein Rätsel bleiben," erwiderte ihr Schatz. "Auf jeden Fall müssen Insider involviert gewesen sein. Anders hätte das bei all den Sicherheitsmaßnahmen nicht funktionieren können."    

P.S.: Dieser Text ist inspiriert durch folgende Worte in einem Interview: Ich war vorher schon der Stadtvater, der sich um die Wiener gekümmert hat. und Ich bin für die Gesundheit der Bevölkerung verantwortlich.

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