Klimawandel: Kommunikationsfehler oder absichtliche Desinformation?

Am 2. September 2020 schrieb die Zeit folgenden Artikel zum Klimawandel: "Bittere Pointe am Polarkreis". Ich will gar nicht auf die katastrophalen Waldbrände in Sibirien oder den Zustand der Korallen im Great Barrier Reef eingehen. Auch nicht auf die Tatsache, dass Hitzewellen immer wiederkehren werden - eine Nullaussage, denn man muss weder Wissenschaftler noch Journalist noch Prophet sein, um das vorherzusagen. Ich will auch nicht darauf eingehen, dass in dem Text der "Zeit" populärwissenschaftliche Artikel zitiert werden. Das muss nicht schlecht sein, ist allerdings auch kein absolutes Qualitätsprädikat. Aber geschenkt. Ich will auch nicht auf die Tatsache eingehen, dass die Datenlage für die zitierten Forschungsstudien in etwa so lückenhaft ist wie ein Käse, der mehrheitlich aus Löchern besteht. Ich will auch nicht kritisieren, dass immer wieder auf IPCC-Reporte verwiesen wird.

Ich möchte hier vor allem folgenden Text aus dem Artikel der "Zeit" hervorheben: "Eine solche Hitzewelle ist durch die Emissionen des Menschen um das 600-Fache wahrscheinlicher geworden – ohne wäre sie "so gut wie unmöglich"."

Beginnen wir mit der Formulierung "so gut wie unmöglich". Quantitativ ergibt das für mich sowas wie Null. Oder nahe bei Null. Multiplizieren wir jetzt spaßhalber Null mit 600. Was ist das Ergebnis? Wer möchte mir darauf eine Antwort geben? Trommelwirbel... Natürlich ist die Antwort: nahe bei Null. Null oder nahe bei Null mal 600 ist immer noch Null oder nahe bei Null. Jetzt stellt sich für mich nur die folgende Frage: wird hier absichtlich mit der sogenannten "Wahrheit" oder dem "Konsens" desinformiert oder wurde schlecht recherchiert? Kann ein Wissenschaftsjournalist von der "Zeit", deren Artikel eigentlich eine zum Teil durchaus lobenswerte Qualität aufweisen, Zahlen nicht richtig einordnen? Oder wurde die Originalstudie ganz einfach schlecht kommuniziert? Wurde dank dieser schlechten Kommunikation relevanter Kontext unbewusst ausgelassen? Ich hoffe, dass letzteres der Fall ist.

Im Originaltext, auf den die Zeit verweist, steht folgendes: "The results showed with high confidence that the January to June 2020 prolonged heat was made at least 600 times more likely as a result of human-induced climate change." Auf deutsch: "Die Ergebnisse zeigen mit hoher Sicherheit, dass die von Jänner 2020 bis Juni 2020 anhaltende Hitze durch vom Menschen induzierten Klimawandel mindestens 600 mal wahrscheinlicher gemacht wurde." Im Text der "Zeit" wird schon mal weggelassen, dass eine solche Hitzwelle "mit hoher Sicherheit mindestens 600 Mal wahrscheinlicher geworden ist". Absolut sicher ist das mitnichten. Zusätzlich steht im Originaltext: "We note that even with climate change, the prolonged heat was a very rare event expected to occur less than once every 130 years." Auf deutsch: "Wir stellen fest, dass sogar mit Klimawandel die anhaltende Hitze ein sehr seltenes Ereignis ist, das voraussichtlich weniger als ein Mal in 130 Jahren auftritt." Das deckt sich mit der zuvor erwähnten Multiplikation eines Wertes nahe Null mit 600. Und wurde im Artikel der Zeit nicht erwähnt. Warum? Ich bitte um Antwort, im Impressum steht meine Mail-Adresse.

Unabhängig von diesem fachlichen Lapsus frage ich mich, was Politik in einem wissenschaftlichen (oder sollte ich besser pseudowissenschaftlichen schreiben?) Artikel zu suchen hat: "Würden Wetterextreme überhaupt noch unsere Aufmerksamkeit wecken, selbst ohne Corona, Trump und Co.?". Zur Beantwortung dieser Frage: da die meisten Wetterextreme lokal auftreten, wird die Aufmerksamkeit global nicht unbedingt die allergrößte sein. Und ein kleiner Zusatz: Klima ist nicht Wetter. Klimawandel und Trump in ein und denselben Artikel zu packen, halte ich persönlich in einem Artikel über wissenschaftliche Inhalte für eine grobe Themenverfehlung, die die Wissenschaft abwertet. Übrigens wäre bei all der Kontrollmanie in Zusammenhang mit Klima und Wetter eine wichtige Frage zu beantworten: was, wenn gegengesteuert wird, aber es nichts nützt? Das heißt nicht, dass wir nicht alle darauf achten sollten, unsere Umwelt zu schützen. Umweltschutz bedingt ein natürlicheres Klima und ist immer zu unterstützen. Doch anstatt sich einzubilden, dass wir alles kontrollieren können, sollten wir anfangen, konkrete Ideen zu entwickeln, wie wir mit dem Klimawandel vernünftig leben können, anstatt uns wegen Kleinigkeiten spalten zu lassen.

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